Abgehängte Provinzen! DSL-Unterversorgung auf dem Land

Veröffentlicht am 12.11.2010 in Wirtschaft

Seit Jahren bemühen sich viele Gemeinden um einen vernünftigen Anschluss an den Datenhighway und kommen nicht von der Stelle weil es einfach an einem übergreifenden Konzept der bayerischen Staatsregierung fehlt, den Ausbau eines Glasfasernetzes bayernweit auf den Weg zu bringen. Es gilt festzustellen, welche Gemeinden in Bayern nicht bzw. unterversorgt sind.

Geld sparen lässt sich mit Funklösungen, die derzeit von der bayerischen Regierung und den Mobilfunkfirmen propagiert werden. Sie sparen zwar einerseits aufwendige Verkabelungsarbeiten, bleiben aber in der Leistung deutlich hinter den kabelgeführten Lösungen zurück. Die sog. Backbone-Anbindung eines DSLAM, im Fachterminus meist als Zuführung bezeichnet, lässt sich auch per Richtfunk vornehmen und jetzt kommt es: nur sofern optische Sicht zu einem geeigneten Zuführungspunkt besteht, beispielsweise zum Hauptverteiler einer Nachbargemeinde! Zudem muss zu den sog. WIMAX-Funkmasten Sichtkontakt bestehen ansonsten hat man schon verloren und der Datenhighway verengt sich wieder auf die schmale Landstraße! Die Kosten für die Einrichtung der Funkstrecke sind meist deutlich niedriger als wenn man Glasfaserkabel im Tiefbau verlegte. Dafür sind die Betriebskosten merklich höher! Eine Funkstrecke lässt sich bis zu 2,5 Gigabit ausbauen, das reicht derzeit sogar für die Versorgung einer Kleinstadt. Allerdings lässt sich die Kapazität kaum mehr steigern! Ein Glasfaserkabel lässt sich an den Bedarf anpassen, derzeit bis in den Terrabyte Bereich und künftig voraussichtlich noch darüber hinaus! Die erstmalige Einrichtung von DSLAMs kann aber je nach Struktur des Ortsnetzes sehr aufwendig und teuer werden und die Kosten nach oben treiben. Die Zuschüsse, die von der bayerischen Staatsregierung dafür vergeben werden, reichen bei weitem nicht aus und die Gemeinden sind gezwungen, eine erhebliche Summe noch draufzulegen. Aufgefallen ist mir die Vorgehensweise der Firma Televersa, die eine funkgestützte Lösung anbietet. Hat Sie einmal Lunte gerochen, dass die Telekom oder auch ein anderer sog. Provider zum Zuge kommen soll, geht plötzlich alles sehr schnell und in einer Wohnsiedlung wird in Windeseile ein genehmigungsfreier (unter 2 Meter Höhe) Funkmast rasch an ein privates Wohnhaus geflanscht. So geschehen im Gemeindebereich Käufelkofen. Jahrelang war es Televersa egal, ob die Gemeinden Käufelkofen, Oberglaim, Unterglaim und Kopfham mit Breitbandgeschwindigkeit surfen! Woher also die plötzliche Eile? Dafür gibt es einen Grund: Kommt die Telekom zum Zug und verlegt ein Glasfaserkabel, bekommt die Firma Televersa in diesem Anschlussgebiet keinen Fuß mehr in die Türe und kann mit dem Glasfaserkabel niemals konkurrieren! Wir erinnern uns: Das Glasfaserkabel ist, wie oben beschrieben, momentan bis in den Terrabyte-Bereich anpassbar. Die Funklösung von Televersa kann höchstens 2,5 bis 3 Gigabit leisten, die sich dann etliche Haushalte teilen müssen. Das ist das Maximalste was momentan bei funkgestützten Lösungen möglich ist! Für jeden Haushalt würden dann höchstens 3-6 Megabit Bandbreite zur Verfügung stehen! Beim Glasfaserkabel sieht es da schon anders aus: Hier kann die Bandbreite momentan bis auf 50-60 Megabit für jeden Teilnehmer hochgefahren werden und künftig sogar noch viel mehr!! Auch die neue LTE-Technik , die von den Mobilfunkfirmen vorangetrieben wird, bleibt die Leistung gegenüber einer DSL-Glasfaserverbindung erheblich zurück, mehr als 2 bis 3 Megabit/s pro Teilnehmeranschluss lassen sich derzeit nicht für größere Teilnehmerzahlen realisieren. Fazit: Zukunfts- und Investitionssicher ist nur das Glasfaserkabel. In 3 bis 5 Jahren kann es durchaus sein, dass DSL-Geschwindigkeiten zwischen 2 und 6 Mbit/s nicht mehr ausreichen! Software und Webanwendungen werden ja ständig weiterentwickelt und dadurch immer komplexer. Zukünftig wird man selbst Office Anwendungen wie Word, Excel oder Powerpoint nicht mehr lokal auf seinem PC installiert haben sondern man greift dann online auf die Anwendungen zu und arbeitet ebenfalls online auf einem externen Server (Cloud-Computing). Dazu braucht man natürlich ganz andere Bandbreiten! Gemeinden, die jetzt auf die Funktechnik setzen, haben letztendlich wieder das Nachsehen und sind gezwungen erneut Geld in die Hand zu nehmen um den aktuellen technischen Stand gerecht zu werden! Die Attraktivität der Gemeinden für den Zuzug und für Gewerbetreibende steht und fällt mit vernünftigen und schnellen Breitbandverbindungen a la Glasfaser! Ansonsten bleibt von „Laptop und Lederhose“ nur noch die „Lederhose!“ Andreas Fink

 

Kommentare

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Typisch Deutschland

Die deutsche Regierung ist doch so dermassen dämlich. Die sind nicht in der Lage mal vernünftig vorausschauend zu handeln. Mittlerweile gelten 2Mbit als Unterversorgt und es tut sich trotzdem nichts. In Estland, Österreich und der Schweiz gehört eine Breitband Anbindung zur Grundversorgung und ist im Grundgesetz verankert. Die haben da nicht das Problem, daß eine Region zu ""unwirtschaftlich"" ist. Dort ist sogar die letzte Alm mit mind. 6.000 unterwegs. Warum bekommen das die doofen deutschen nicht hin?...Aber 80 Mrd. Euro an die Griechen und mittlerweile auch die Iren verpulvern, damit diese Idioten schön weiter ihre verschwender Tour fahren können. Für so einen quatsch ist Geld da, aber mal vorausschaund handeln und sich überlegen, daß vlt. eine vernünftige Anbindung....auch auf der abgelegensten Pferdekoppel, wichtig ist, darauf kommen die doofen deutschen nicht....man wie mich das nervt!!!!

Autor: EinGenervtesLandei, Datum: 04.12.2010, 16:25 Uhr